Wednesday, April 9, 2008

Paul Celan: Notturno


Schlaf nicht. Sei auf der Hut.
Die Pappeln mit singendem Schritt
ziehn mit dem Kriegsvolk mit.
Die Teiche sind alle dein Blut.

Drin grüne Gerippe tanzen.
Eins reißt die Wolke fort, dreist:
verwittert, verstümmelt, vereist,
blutet dein Traum von den Lanzen.

Die Welt ist ein kreißendes Tier,
das kahl in die Mondnacht schlich.
Gott ist sein Heulen. Ich
fürchte mich und frier.

[Paul Celan, 1941]

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